Mit dem Internet kam das Zeitungssterben: Wer bezahlt noch für Informationen, die im Netz umsonst zu haben sind? Die Medienkrise bedroht die Pressevielfalt, Qualitätsjournalismus entwickelt sich zum Auslaufmodell. Die großen Medienunternehmen allerdings machen nach wie vor Gewinn.

Wird es in 100 Jahren noch gedruckte Zeitungen geben? Der Trend deutet in eine andere Richtung.
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Viel Information, wenig Pressevielfalt
Das Internet: Ein wirres, weltumspannendes Netzwerk aus Computern und Kabeln, das niemand so richtig überblicken kann – selbst fantasievolle Science-Fiction-Autoren haben nicht vorausgesehen, dass wir heute im Netz eigentlich alles tun: einkaufen, Freunde treffen, spielen, diskutieren und uns über das Weltgeschehen informieren. Um Letzteres zu tun, steht eine Fülle an Quellen zur Verfügung: Die Onlineangebote der Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine, Suchmaschinen, Blogs, soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook. Ob es um den neuen Koalitionsvertrag, den syrischen Bürgerkrieg oder die politische Lage in der fernen Zentralafrikanischen Republik geht – wer auf dem Laufenden bleiben will, kann verschiedene Nachrichtenquellen vergleichen, Augenzeugenberichte verfolgen, sich ein umfassendes Bild machen. Traumhafte Zeiten für die Informationsvielfalt.
Für die Pressevielfalt hingegen nicht – die nimmt in Deutschland seit Jahren kontinuierlich ab. Selbst etablierte Zeitungen – wie 2012 die Financial Times Deutschland – müssen schließen, die insolvent gegangene Frankfurter Rundschau ist zwar gerettet, allerdings mit einer 35-Prozent-Beteiligung des einstigen Konkurrenzblatts, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In kaum noch einer Ecke Deutschlands können Zeitungsleser zwischen zwei verschiedenen Regionalzeitungen wählen, die noch bestehenden Tageszeitungen werden aus immer weniger Redaktionen mit größtenteils identischen Inhalten beliefert. Auch wenn man Hörfunk und Fernsehen hinzu nimmt, kann von Vielfalt kaum die Rede sein: Gerade einmal fünf Mediengruppen – ARD, Bertelsmann, Axel Springer, ProSiebenSat1 und das ZDF – teilten sich 60 Prozent der „Meinungsmacht“ in Deutschland, erklärte die Bayerische Landeszentrale für neue Medien im August.