In den 1960er Jahren werden die gesellschaftlichen Auf- und Umbrüche wie nie zuvor von den Medien begleitet. Vor allem das Fernsehen erhält eine zunehmende Bedeutung. Die bewegten Bilder, die ab 1967 sogar in Farbe in die deutschen Wohnzimmer kommen, zeigen, wie sich der CSU-Politiker Franz-Josef Strauß in der SPIEGEL-Affäre verfängt, Rudi Dutschke einem Attentat zum Opfer fällt oder Vico Torriani zum "Goldenen Schuss" einlädt. Folgen Sie uns auf dem Weg in die 1960er: Klicken Sie auf das erste Bild, um die Fotostrecke zu starten.

Am 26. Oktober 1962 besetzen Polizei und Staatsanwaltschaft die Redaktionsräume des SPIEGEL in Hamburg. Herausgeber Rudolf Augstein und der stellvertretende Chefredakteur Conrad Ahlers werden vorübergehend festgenommen.Die Regierung von Konrad Adenauer gibt an, es handele sich um eine notwendige Aktion gegen landesverräterische Aktivitäten des Nachrichtenmagazins. Vorangegangen ist ein Artikel des SPIEGEL über das Verteidigungskonzept der Bundeswehr unter Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß, der dessen Erfolg bei einem Angriff infrage gestellt hat. Die Aktion wird bei Teilen der Bevölkerung als Angriff auf die Pressefreiheit gedeutet. Innerhalb der nächsten Wochen weitet sich die Affaire zu einer veritablen Regierungskrise zwischen CDU/CSU und FDP aus. Aus Protest gegen Verteidigungsminister Strauß erklären am 19. November 1962 alle fünf FDP-Minister ihren Rücktritt. Am 30. November erklärt dieser dann selbst den Verzicht auf sein Amt. Mitte Dezember kommt es zur neuen Regierungsbildung – der fünften Regierung unter Konrad Adenauer.
Corbis-Bettmann, New York

In den 1960er Jahren entwickelt sich der Schriftsteller Heinrich Böll zur moralischen Instanz der Bundesrepublik. Vor allem kämpft er gegen die Einschränkungen menschlicher Freiheit durch politische und öffentliche Systeme.In einem seiner berühmtesten Werke, dem Roman "Ansichten eines Clowns" (1963), zeigt Böll aus der Perspektive eines Außenseiters die problematische Verbindung zwischen Kirche und Politik auf. Kritik an Gesellschaft und Politik übt Böll aber nicht nur in seinen literarischen, "fiktionalen" Texten. In den berühmt gewordenen Frankfurter Vorlesungen, seinem theoretischen Hauptwerk, äußert er sich lautstark über die deutschen Zustände zu Beginn der 60er Jahre: "Die Politiker sollten sich nicht grämen, schon gar nicht beklagen, sie sollten sich fragen, warum es denn keinen einzigen Nachkriegsroman gibt, in dem sich die Bundesrepublik als ein blühendes, fröhliches Land dargestellt findet." In den Vorlesungen bezeichnet Böll die Bundesrepublik als "ein trauriges Land, aber ohne Trauer".Böll erhält 1967 den renommierten Georg-Büchner-Preis und 1972 den Nobelpreis für Literatur.
wissenmedia GmbH, Gütersloh