Alexander der Große – Hellenismus329–31 v. Chr
Für etwa zehn Jahre (334–323
v. Chr.) beherrschte der Makedonenkönig
Alexander der Große die Welt des Altertums. Sein
Reich spannte sich von Griechenland bis Indien, umfasste Mesopotamien und
Ägypten. Grundlage seiner rasanten Eroberungen war die vorangegangene
„Einigung“ Griechenlands durch die Makedonen, die die Vergeltungsgelüste
gegenüber den Persern für ihre Ziele zu nutzen verstanden. Alexanders
Rachekrieg beendete die Geschichte des persischen Weltreiches. Sein früher
Tod leitete das Zeitalter des Hellenismus ein, denn er hatte die griechische
Kultur über große Teile der damaligen Welt ausgedehnt.
Philipp II. von Makedonien
Philipp II. von Makedonien legte
den Grundstein für den Aufstieg seines Volkes zur beherrschenden Macht.
Vor seiner Thronbesteigung 359 v. Chr. war er lange Jahre Geisel in Theben,
lernte dort die griechische Kultur und das hoch entwickelte Kriegswesen der
Griechen kennen. Er verwandelte Makedonien in einen straff geführten
Einheitsstaat und erschloss die Ressourcen des Landes für das Militär.
Von den Griechen wurden die Makedonen noch als „Barbaren“ angesehen,
doch zeigte sich Philipp II.
entschlossen, dies mit Waffengewalt zu ändern.
Bei Chaironeia besiegte er 338 v. Chr. eine Koalition der griechischen
Stadtstaaten und etablierte Makedonien als unumstrittene Hegemonialmacht im
griechischen Raum. Seinen Plan eines gesamtgriechischen Feldzuges gegen Persien
konnte er nicht mehr ausführen, denn 336 v. Chr. wurde er durch
eine Palastrevolte ermordet. Sein Sohn
Alexander der Große folgte ihm als Zwanzigjähriger
auf den Thron.
Alexander der Große
Kein Geringerer als Aristoteles hatte
seit 344 v. Chr. dem Königssohn Alexander als Erzieher und Lehrer
gedient. Der Philosoph fand offenbar einen gelehrigen Schüler und verstärkte
Alexanders Bewusstsein, als Grieche ein allen anderen Völkern überlegener
Mensch zu sein. Griechenlands Kriege gegen Persien im 5. Jahrhundert
v. Chr. waren der Gegenstand seines besonderen Interesses. Er sah sich
als Auserwählten, der Rache für die grausame Politik der Großkönige
bei ihren (fehlgeschlagenen) Eroberungsversuchen in Europa nehmen sollte.
In den ersten beiden Regierungsjahren sicherte er sich die makedonische Suprematie
über Griechenland mit harter Hand: Das aufbegehrende Theben, das einst
seinen Vater als Geisel gefangen gehalten hatte und nun im Bund mit dem verhassten
Persien seine Unabhängigkeit wahren wollte, wurde im Herbst 335 v. Chr.
von Alexander zerstört.
Alexanders Eroberungszüge
334 v. Chr. hatte er die Vorbereitungen
für den Angriff auf Persien abgeschlossen und setzte mit 40 000
Mann nach Kleinasien über. Der Rachekrieg dauerte bis 330 v. Chr.
und fand mit der Eroberung und Einäscherung des religiösen Zentrums
Persepolis seinen Abschluss. Zuvor hatte Alexander 333 v. Chr. bei Issos
den Perserkönig Dareios III.
vernichtend geschlagen. Alexander wandte im Krieg das
in Theben entwickelte Prinzip der „Schiefen Schlachtordnung“
an, das auf der Stärkung eines Flügels zuungunsten der anderen beruhte.
Der starke Flügel überrollte das gegnerische Heer an einer Seite,
schwenkte ein und sprengte die traditionell in der Mitte angeordnete Heeresmacht
der Feinde durch einen Angriff auf die Rückfront. 332 v. Chr. besetzte
Alexander Ägypten, das ihn als Befreier von der persischen Unterdrückung
feierte, ihn als Sohn des Gottes Ammon verehrte und sein Sendungsbewusstsein
stärkte. Dareios III., der letzte Perserkönig, wurde auf der
Flucht von einem seiner Satrapenherrscher 330 v. Chr. ermordet.
Alexanders Weltherrschaftspläne zeigten sich in seinem
zügellosen Expansionsdrang nach Osten. 325 v. Chr. meuterte sein
erschöpftes Heer im indischen Punjab und zwang ihn zur Umkehr. Ursprünglich
hatte er vor, bis an das „Ostmeer“ (Pazifik), dem „Ende
der Welt“ weiterzuziehen. Diese Ostambitionen wurden in der Folge durch
die Idee ersetzt, den Westen zu erobern. Zuvor allerdings nahm Alexander eine
Tochter von Dareios III. zur Frau, und auf der Hochzeit in der ehemals
persischen Residenzstadt Susa wurden weitere 10
000 Ehen zwischen Makedonen
und Perserinnen geschlossen. Alexander wollte damit eine persisch-makedonische
Elite begründen, die die Oberschicht seines Weltreiches werden sollte.
Sein früher Fiebertod 323 v. Chr. verhinderte jedoch alle weit gespannten
Pläne.
Alexanders Nachfolger – Die Diadochen
Die Diadochenreiche bildeten sich aus
der Erbmasse des alexandrinischen Weltreiches. Eine funktionierende Oberherrschaft
scheiterte an den eigenen Machtambitionen der Feldherren („Strategen“)
Alexanders, die die Herrschaft über die Nachfolgereiche an sich rissen
und in mehreren Kriegen ihre Territorien gegeneinander abgrenzten. Um das
Jahr 300 v. Chr. hatten sich Makedonien, Ägypten und das riesige
Seleukidenreich (von Mesopotamien über den Mittleren Osten bis Syrien)
als wichtigste Reiche herausgebildet. In ihnen herrschte eine griechisch geprägte
Oberschicht, die das Zeitalter des Hellenismus begründete. Die griechische
Kultur hatte sich über große Teile der Alten Welt ausgebreitet
und selbst im indischen Raum entstanden graeco-indische Königreiche (z. B.
Punjab). Die römische Expansion im östlichen Mittelmeerraum ab dem
2. Jahrhundert v. Chr. leitete den Untergang der hellenistischen
Reiche ein. 168 v. Chr. wurde Makedonien in vier Teilgebiete zerrissen
und 148 v. Chr. zur römischen Provinz. 64 v. Chr. wurde das
mittlerweile auf Syrien begrenzte Seleukidenreich aufgelöst (Provinz
Syria). Die Eroberung des letzten Diadochenreiches Ägypten 30 v. Chr.
durch Rom bedeutete das Ende des Hellenismus und gleichzeitig den Beginn der
römischen Kaiserzeit. Die griechische Kultur lebte jedoch im Römischen
Weltreich fort und überprägte die altrömischen Traditionen.
Kenntnisse in griechischer Schrift, Sprache, Dichtung und Theater waren für
die römische Oberschicht Ausdruck höchster Bildung.