Diese Flaschen sollten Sie nicht für voll nehmen.
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"Herr Strebsam meint, der Betriebsablauf müsse völlig neu strukturiert werden." – "Der Strebsam? Entschuldigung, aber den kann ich wirklich nicht für voll nehmen!" Es schwingt Geringschätzung, ja, Verachtung mit, wenn diese Redewendung ins Spiel kommt. Der derart Beurteilte ist offenbar "schwach wie eine Flasche leer", wie Fußballtrainer Giovanni Trapattoni sagen würde. Ein passender Vergleich, denn das Adjektiv voll geht auf das althochdeutsche Wort "fol" = füllen zurück. Die Redewendung jedoch wurzelt wohl im mittelalterlichen Münzwesen.
Damals wurden Geldstücke nur dann für voll genommen, wenn Gewicht und Metall den gesetzlichen Bestimmungen entsprachen. Wenn sie also von echtem Schrot und Korn waren. Bares, das diesen Ansprüchen nicht genügte, wurde entsprechend geringgeschätzt. Heute bezieht man die Redewendung eher auf Menschen, etwa wenn sich Teenager nicht für voll genommen fühlen, ehe sie volljährig sind.