Zu Beginn des frühen europäischen Kolonialismus waren Spanien und Portugal die vorherrschenden Mächte. Ihre dominante Position wurde von den aufstrebenden See- und Kontinentalmächten England, Frankreich und den Niederlanden im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts gebrochen. Dieser Wandlungs- und Machtverschiebungsprozess mündete in die beherrschende Position Großbritanniens, das trotz des Verlustes seiner nordamerikanischen (US-)Besitzungen 1776 zur größten und mächtigsten Kolonialmacht wurde.
Spanien prägte seit dem ausgehenden Mittelalter die Entdeckungs- und Kolonisationspolitik. In Süd- und Mittelamerika entstand seit dem 16. Jahrhundert ein riesiges Kolonialreich, das im Wesentlichen in die beiden Vizekönigreiche Peru und Neuspanien gegliedert war. Unter massiver Ausbeutung und Vernichtung der indianischen Herrschaften kamen immense Mengen Gold und Silber in das Mutterland, das für die teure Hofhaltung und die zahllosen Kriege ausgegeben wurde. Daneben expandierte Spanien auch in den südostasiatischen und indischen Bereich. Die gesamte Kolonialverwaltung lag in den Händen des Indienrates, der direkt der Krone unterstellt war. Die Verwaltung war straff organisiert und beruhte auf der Idee, die einheimische Gesellschaftsordnung auf die Kolonien zu übertragen. Der gesamte Handel lag in den Händen staatlicher Organisationen. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts reformierte König Karl III. das Kolonialsystem. Die überseeischen Gebiete wurden nicht mehr als Kolonien, sondern faktisch als Staatsteile anerkannt; die Siedler erhielten die Gleichstellung mit den in Spanien lebenden Menschen. Dadurch konnte in den südamerikanischen Kolonien ein starkes Bürgertum entstehen, das zum wichtigsten Träger der um 1800 einsetzenden Unabhängigkeitsbewegungen wurde.
Die portugiesische Herrschaft in Südamerika war auf den brasilianischen Raum beschränkt. Die Siedler besaßen von Anfang an mehr Rechte als in den spanischen Kolonien. Es gab zwar ebenfalls ein staatliches Handelsmonopol, das aber nicht scharf kontrolliert wurde. Brasilien, seit dem 18. Jahrhundert Vizekönigreich, war zwar wichtig, eigentlicher Schwerpunkt des portugiesischen Imperialismus war jedoch die Verbindung über Afrika zum südostasiatisch-indisch-chinesischen Raum. Ebenso wie Spanien verlor Portugal ab dem 17. Jahrhundert viele Kolonien an England, Frankreich und die Niederlande. Lediglich in Afrika blieb bedeutender Kolonialbesitz bestehen: Angola und Moçambique blieben bis 1975 portugiesisch.
Die neuen Mächte Frankreich, England und die Niederlande drangen nach 1600 in die spanisch-portugiesischen Räume vor, begründeten aber auch zahlreiche Kolonien in Nordamerika, das von den iberischen Seemächten kaum beachtet worden ist: Lediglich im Süden der späteren USA gab es spanische Herrschaften. Die Niederländer konnten sich in Südamerika nur in Curaçao und Guyana behaupten und verlegten ihren Schwerpunkt in den südostasiatischen Raum. Hauptmerkmal ihrer Stützpunktgründungen war der Versuch, mit den örtlichen Machthabern zusammenzuarbeiten. Die West- und die Ostindische Kompanie verwalteten ihre Besitzungen ohne größere Einflussnahme durch staatliche Vorschriften. Die politischen Instanzen (Körperschaften) des Mutterlandes übertrugen sich aber auch ohne Zwang auf die Siedlungskolonien. Insgesamt spielte der Besiedlungsaspekt aber gegenüber der Handelspolitik eine geringe Rolle.
In ähnlicher Weise lag auch der französischen Kolonisation der Handelsgedanke zugrunde. Die Kolonien dienten als Rohstofflieferanten und Absatzmärkte des Merkantilismus. In Nordamerika, besonders im Mississippi-Tal und im späteren Kanada, entstanden aber im 17. und 18. Jahrhundert auch große Siedlungskolonien, die schnell in Gegensatz zu den englischen und anfangs auch niederländischen Besitzungen gerieten. Hauptmerkmal der französischen Besitzungen war die ausgesprochen straffe und rigide Organisation nach dem Vorbild des heimischen Absolutismus. Es gab keinerlei Freiheitsrechte für die Siedler und selbst der Katholizismus war als Religion vorgeschrieben. Der gesamte Handel unterlag staatlicher Kontrolle. Zahlreiche Kriege mit dem neuen Hauptkonkurrenten Großbritannien – die zeitlich parallel mit den Auseinandersetzungen in Europa verliefen – zehrten die Kraft der Kolonien aber zunehmend aus. Nach der Französischen Revolution (1789) verkaufte Napoleon Bonaparte 1803 für 15 Mio. Dollar Louisiana an die USA.
Der Erfolg Englands bei der Kolonisierungswelle setzte im 17. Jahrhundert ein. Das Inselreich stieg zur beherrschenden Seemacht auf, und seine Schiffe kontrollierten die Weltmeere von Amerika bis Asien. Dabei verfolgte die englische Krone eine ganz andere Besiedlungspolitik als ihre europäischen Konkurrenten: Die Siedler mussten sich zwar der Krone unterwerfen, hatten aber von vornherein weit gehende Mitspracherechte bei der Verwaltung sowie Handels- und Gewissensfreiheit. Träger der Kolonisation in Nordamerika wurden besonders die im Mutterland verfolgten Puritaner: sie lebten in Siedlungsgemeinschaften, die weit gehend auf Toleranz und demokratischen Idealen beruhten. Eine Trübung des guten Einvernehmens zwischen Kolonisten und König setzte ab 1651 ein, als die Navigationsakte den Gütertransport für englische Schiffe monopolisierte und die Handels- und Geschäftsfreiheit einschränkte. Weitere Auseinandersetzungen über Besteuerung und politische Rechte mündeten schließlich 1776 unter Lossagung vom Mutterland in der Gründung der USA. Kolonien und Interessensphären in Indien und Asien sowie im 19. Jahrhundert auch im Nahen und Mittleren Osten und Afrika bildeten für Großbritannien aber einen adäquaten Ersatz. Erst im späten 20. Jahrhundert zerfiel dieses Riesenreich in das noch heute bestehende Commonwealth.
Iwan IV., der erste Zar Russlands, hinterließ nach seinem Tode 1584 ein durch teure Kriege und inneren Terror ausgehöhltes Reich. Während des 17. Jahrhunderts gelang seinen Nachfolgern die Stabilisierung. Peter I., der Große, modernisierte Russland während seiner Amtszeit 1682/89–1725 durch Reformen nach westlichen Vorbildern. Außenpolitisch etablierte er Russland als beherrschende Macht im Ostseeraum und leitete die Expansion nach Südwesten und Süden ein.
Polen blieb der Hauptkonkurrent des russischen Reiches nach dem Tode Iwans IV. und strebte eine Personalunion an. Erst mit der Thronbesteigung von Michail Fjodorowitsch 1613, dem ersten Herrscher aus dem Geschlecht der Romanow, setzte eine langsame Stabilisierung der Zarenmacht ein. Er bekämpfte die Anarchie im Innern und schloss mit Polen (1617) und Schweden (1634) Frieden. Die Grenzen des Reiches blieben aber unbefriedigend: Russland besaß keinen Zugang zur Ostsee, über die der Handel mit Europa abgewickelt wurde. Sibirien war ein noch weit gehend unerschlossener Raum. Im Süden hielten sich einzelne Mongolenherrscher. Das Osmanische Reich sperrte das Schwarze Meer und drohte mit einer territorialen Ausweitung nach Norden. Eine erneute Westexpansionwurde erst mit dem Regierungsantritt von Alexei Michailowitsch 1645 möglich. Im Norden blieb der Zar gegen das auf dem Höhepunkt seiner Macht stehende Schweden in einem Krieg 1656–1658 machtlos. Die heutigen russischen Ostseeterritorien blieben in der Hand der schwedischen Krone. Erfolgreich zeigte sich jedoch sein langjähriger Krieg gegen Polen, der 1667 mit der Annexion der Ukraine bis zum Dnjepr endete. Der polnische Staat als Hauptkonkurrent war damit ausgeschaltet. Die inneren Reformen des Zaren besaßen besonders durch ein 1649 erlassenes Gesetzbuch großes Gewicht: Es blieb bis ins 19. Jahrhundert hinein gültig und schrieb die Leibeigenschaft der Bauern (Schollengebundenheit) fest.
Der entscheidende Wandel von einer regional bedeutsamen Macht zu einem Staat von europäischer Geltung vollzog Zar Peter I., der Große. 1689 entmachtete der erst 17-jährige seine Halbschwester Sophie und seinen Halbbruder Iwan V. und festigte seine Herrschaft endgültig 1698 mit der Niederschlagung der Strelitzen, den Angehörigen des ersten stehenden Heeres in Russland. Peter zeigte sich dem Westen gegenüber aufgeschlossen und war der tiefen Überzeugung, dass eine Modernisierung des veralteten russischen Staates mit seiner Cliquenherrschaft nur durch Einführung westlicher Technologien und Verwaltungsmethoden möglich sei. Das anfangs oberste Ziel des Herrschers war die Gewinnung von Territorien an der Ostseeküste, um den Handel mit Europa durch die dortigen, relativ eisfreien Häfen ganzjährig betreiben zu können. Dieses Ziel war nur durch die Niederschlagung Schwedens möglich. Letztlich dienten alle Reformen Peters des Großen der Steigerung der militärischen Effizienz des Staates durch Ausschöpfung seiner Ressourcen.
Der Große Nordische Krieg von 1700 bis 1721 brachte Russland die lange begehrte Ostseeanrainerschaft. Auf verschiedenen, teilweise inkognito durchgeführten Reisen nach Westeuropa hatte Peter sich besonders für die englischen und niederländischen Schiffswerften interessiert. Wieder in Russland, wurde er zum Schöpfer der russischen Flotte, die die Ostsee beherrschen sollte. 1703 gründete er Sankt Petersburg im Nordwesten und etablierte es 1712 als neue Hauptstadt seines Reiches. Die Residenzstädte Westeuropas dienten als Vorbild für die aufwändige Architektur der neuen Zarenresidenz, die schnell als schönste Stadt Russlands galt. Im ganzen Reich ließ Peter (mit allerdings wechselndem Erfolg) Rüstungsbetriebe und neue Industriezweige begründen, um die Ausrüstung der russischen Armee auf das Niveau Westeuropas zu heben. 1721 schloss er mit Schweden den Frieden von Nystad, der Russland den Gewinn von Livland, Estland, Ingermanland und Teilen Kareliens einbrachte. Das Zarenreich löste Schweden als dominante Macht in Nordeuropa ab und war neben Großbritannien, Frankreich und Österreich zur vierten Großmacht Europas aufgestiegen.
Im Innern förderte Peter I. die Verbreitung der Wissenschaft, die er ebenfalls als eines der Mittel zur Ausnutzung der Staatsressourcen betrachtete. Die Ausbildung der Offiziere wurde verbessert, die Beamten erhielten Schulungen in westlichen Verwaltungsmethoden. Der immer eifersüchtig seine Rechte wahrende und daher aufstandsbereite Adel wurde zwar wieder in die Staatsleitung einbezogen, doch verringerte der Zar die Anzahl der traditionell fest verwurzelten Erbämter. In wichtigen Bereichen der Staatsverwaltung führte er das Leistungs- und Eignungsprinzip ein. Generell waren alle Adeligen dienstpflichtig, sei es in der Armee oder in den zivilen Bereichen. Negativ bei aller Reformfreudigkeit des Zaren wirkte sich seine Sprunghaftigkeit aus. Anstehende Probleme und Konflikte wurden ad hoc und improvisiert gelöst. Dadurch ergab sich gerade in der Verwaltung eine undurchsichtige Kompetenzlage, die zu Reibungsverlusten führte.
Erste Expansionsversuche nach Süden scheiterten bereits 1713, da sich das Osmanische Reich noch als zu mächtiger Gegner erwies. Nach dem Tod Peter des Großen 1725 nahmen seine Nachfolger die Konfrontationsstellung gegenüber den Osmanen aber erneut auf (russisch-türkische Kriege). Neben dem Westen und Mittelasien wurde der Drang nach Süden seit Peter dem Großen zu einer der tragenden Konstanten der russischen Außenpolitik, die das Zarenreich schließlich in Gegensatz zu den österreichischen Interessen auf dem Balkan bringen sollte. Diese Konstellation entlud sich schließlich fast 200 Jahre später nach zahlreichen Krisen europäischen Ausmaßes im Ersten Weltkrieg 1914–1918.