Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag – ehe uns der quicklebendige Weihnachtsrummel im Dezember packt, bietet der November noch einmal reichlich Gelegenheit zum Trauern und Totengedenken. Aber ohne die richtige Inszenierung fließt bei den Lebenden keine Träne. Wie man es besser machen kann, zeigt ein Projekt zum Gedenken an die Novemberpogrome vor 75 Jahren.
Die banalisierte Novembertrauer

Totensonntag Ende November ist eine gute Gelegenheit, um auf den Friedhof zu gehen und die Gräber der Angehörigen zu besuchen.
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Das Ständchen wirkt ein wenig wie eine Verlegenheitsveranstaltung: Es ist schon gut und richtig, einen Feiertag für die Toten zu pflegen, schließlich gibt es jede Menge Verstorbene, deren Andenken wir gern bewahren möchten. Aber irgendwie fehlt die richtige Art des Gedenkens. Wie begeht man so einen Feiertag öffentlich? Zumal einen, der auf einen Sonntag fällt, also ohnehin arbeitsfrei ist, und damit die denkbar schlechtesten Chancen auf Wahrnehmung unter Nicht-Kirchgängern hat?
Diese Frage stellt sich im November gleich zweimal, denn der Sonntag vor Totensonntag ist seit 1952 offizieller Volkstrauertag. Anders als an ersterem geht es am Volkstrauertag nicht um alle Verstorbenen, sondern nur um solche, die durch Krieg und Gewaltherrschaft ihr Leben gelassen haben. Das macht den Volkstrauertag ungleich politischer, deshalb gibt es auch einen Gedenkspruch des Bundespräsidenten, eine Gedenkstunde im Bundestag und eine Kranzniederlegung, man flaggt auf Halbmast.
An der Masse der Bundesbürger droht aber auch dieser Feiertag vorbei zu gehen, so richtig aktiv gedenkt da niemand freiwillig. Wie auch? Es gibt zwar wahrlich genug Kriegstote und gewalttätige Regime auf der Welt, trotzdem gelingt es nicht, den Bogen vom grabesgrau und durch und durch tot anmutenden Volkstrauertag zu den machthungrigen Übeltätern im Hier und Jetzt zu schlagen. Das ist besonders deshalb schade, weil genau dieser Bogen nötig wäre, damit die ganzen Gedenktage den Zweck erfüllen, zu dem sie einmal geschaffen wurden: nämlich den Menschen die Möglichkeit zu geben, aus der Vergangenheit zu lernen.