Es war das Wort „Diplomökonom“, das ihn verriet. Es war nicht ganz so zentriert auf das Papier gedruckt wie all die anderen Worte auf der Urkunde. Der Bewerber hatte das Zeugnis seiner Freundin kopiert, einer „Diplomökonomin“, die letzten beiden Buchstaben des Wortes wegretuschiert und ihren Namen durch seinen eigenen ersetzt. Nun war das Wort ein paar Millimeter zu weit links auf dem Dokument.

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Der Trick mit der freien Mitarbeit
Am häufigsten kommt es laut Lotze vor, dass bei Stationen im Lebenslauf geschummelt wird. Deshalb gleicht er akribisch die Daten mit den restlichen Unterlagen wie Arbeitszeugnissen oder Diplomurkunden ab. Wurde ein Zeugnis an einem Feiertag oder Sonntag geschrieben, wird er skeptisch. Wenn jemand angibt, nach einer freien Mitarbeit nun wieder in ein Arbeitsverhältnis zurückzuwollen, schaut Lotze nochmal genauer hin. Er weiß, dass das ein beliebter Trick gefeuerter Arbeitnehmer ist, die kein schlechtes Zeugnis einreichen wollen. „Eine freie Mitarbeit kann kaum überprüft werden, der Bewerber muss keinen Nachweis erbringen, kein Zeugnis“, sagt Lotze. Auch bei Auslandsstationen werde gerne geschummelt, denn da fällt die Überprüfung schwerer.
Etwa 300 Aufträge bearbeitet die Detektei nach eigenen Angaben im Schnitt pro Jahr. 2500 Euro kostet ein erster Check der Unterlagen. Wenn der Kunde noch mehr über einen Kandidaten wissen will, besucht Lotze persönlich ehemalige Arbeitgeber, gleicht Unterschriften und Zeugnisformulierungen ab und entlockt Ex-Chefs Details zum Vorleben des Bewerbers. Was das kostet, hängt dann von der Menge der Stationen ab und der Länge der Karriere.