Die meisten von uns verbringen fast den ganzen Tag im Sitzen – ob im Job, in der Schule oder in der Freizeit. Sport findet, wenn überhaupt, dann nur ab und zu mal statt. Doch für die Gesundheit viel besser wäre es, wenn wir uns über den Tag verteilt immer wieder bewegen. Die Idee von Kölner Sportwissenschaftlern: Sie bringen das Ergometer ins Büro – denn Strampeln und Arbeiten müssen kein Widerspruch sein.

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Strampeln unterm Schreibtisch
Mindestens 25 Prozent der Arbeitszeit sollte im Stehen, Gehen oder bei leichter körperlicher Aktivität ausgeübt werden, am besten verteilt über den gesamten Arbeitstag, rät Froböse. Wie aber lässt sich dies erreichen, wenn wir den ganzen Tag vor dem PC sitzen? "Wir müssen Bewegung wieder zu den Menschen bringen, indem wir Räume für Bewegung schaffen – und das, ohne den Arbeitsprozess zu stören", so der Experte. Sein Ziel: Das "bewegte Büro".
Einige ungewöhnliche Umsetzungsideen und Ansätze dazu haben Froböse und seine Kollegen bereits entwickelt und in der Praxis getestet. So erhielten beispielsweise die Beschäftigten einer großen Firma die Möglichkeit, dynamische Arbeitsstationen zu testen, beispielsweise mobile Fahrrad-Ergometer unter dem Schreibtisch. Damit können die Beine strampeln, während Kopf und Hände mit der Computerarbeit, dem Telefonieren und anderem beschäftigt sind.
Mit einem sogenannten Deskbike können die Beine strampeln, während Kopf und Hände mit der Computerarbeit, dem Telefonieren und anderem beschäftigt sind. Kars Alfrink (CC BY 2.0)
Fit und trotzdem konzentriert

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Der große Vorteil: Wenn wir immer wieder zwischendurch unsere Beine bewegen, regt das die Muskulatur und den Kreislauf an. Das wiederum ist gut für unsere Gesundheit – und hält auch beim Arbeiten fit. Bei der Studie zeigte sich zudem, dass das Strampeln unterm Schreibtisch entgegen den Erwartungen die Leistung der Beschäftigten keineswegs minderte – im Gegenteil: Diejenigen, die das Fahrradergometer häufig nutzten, fühlten sich auch insgesamt wohler, wie sie berichteten.
Damit mehr Bewegung in unsere Arbeit kommt, ist aber mehr nötig als nur die Geräte dafür. Denn einige andere Versuche, den Arbeitsplatz bewegter und gesünder zu machen, wie der Gymnastikball, der höhenverstellbare Schreibtisch oder die E-Mail-freie Stunde, haben sich langfristig nur wenig durchgesetzt. Wichtig ist daher laut den Experten auch die Stimmung im Team und die aktive Förderung solcher Maßnahmen: Strampelt der Chef begeistert vor sich hin, dann steckt er auch seine Mitarbeiter an.
Öfter mal Treppe nehmen statt des bequemen Aufzugs. thinkstock.com, nd3000
Nicht alles passt für jeden

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Aus psychologischer Sicht entscheidend ist aber auch die Akzeptanz der Geräte und die Motivation: Wenn ich Fahrradfahren hasse, dann werde ich das Ergometer wohl kaum annehmen. Sinnvoller ist es dann, eine andere Bewegungsform zu finden, die mir Spaß macht. "Wir machen Dinge, die für uns ein Erlebnis und deren positive Effekte unmittelbar wahrnehmbar sind", erklärt Jens Kleinert von der Deutschen Sporthochschule Köln. Nachhaltiger Nutzen entstehe nicht durch Zwang, sondern aus der eigenen Überzeugung zum aktiven Arbeiten.
Und auch ganz ohne besondere Programme und Impulse "von oben" kann jeder von uns schon mal im Kleinen anfangen, ein bisschen mehr Schwung ins Arbeiten zu bringen: Wenn etwas mit einem Kollegen zu besprechen ist, einfach mal hingehen statt zum Telefon zu greifen. Die Treppe nehmen statt des bequemen Aufzugs. Auch die Kaffeepause oder den Gang zum Drucker oder Kopierer kann ich nutzen, um beispielsweise ein paar Kniebeugen einzulegen, die Arme zu schwingen oder im Zehenspitzengang meine Füße und Waden "aufzuwecken".