Als die erst 18-jährige Viktoria 1837 den britischen Thron bestieg, trat sie ein schweres Erbe an. Es waren politisch turbulente Zeiten und das öffentliche Ansehen der königlichen Familie hatte einen Tiefpunkt erreicht.

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Bald darauf begann ein rasanter Aufschwung des nationalen Wohlstands. Zölle wurden abgeschafft und 1853 wurde der Freihandel in vollem Umfang eingeführt, Wirtschaft und Industrie blühten und England galt als "Werkstatt der Welt" – zugleich aber wuchs auch die soziale Ungleichheit. Daneben trat das Empire mit einem unverhohlenen Streben nach kolonialer Ausdehnung auf, baute seine Machtstellung aus und öffnete überseeische Märkte für die heimische Industrie.
DIE PARTEILICHE MONARCHIN
Zeitlebens begleitete Viktoria engagiert alle Aspekte der Tagespolitik. Zu Beginn ihrer Regentschaft hatte die junge Königin im zweimaligen Premierminister Lord Melbourne einen ihrer engsten Vertrauten gefunden. Dank dessen Einfluss schenkte sie den Whigs, der späteren Liberalen Partei, ihre volle Unterstützung – zunächst jedenfalls. Denn im Oktober 1839 lernte sie ihren Vetter Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha kennen und schon im Februar darauf war die Hochzeit. Die Ehe, aus der zwischen 1840 und 1857 neun Kinder hervorgingen, verlief überaus glücklich und harmonisch.

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Mit ihrem Gatten teilte Viktoria zudem die Ansicht, der Monarch sei nicht nur zum Repräsentieren da und forderte das Mitspracherecht der Krone vor allem in außenpolitischen Angelegenheiten, ein Anliegen, das der Liberale Palmerston, von 1846 bis 1851 Außenminister und später zweimal Premier, allerdings geflissentlich überhörte.