Harry Potter und der Stein der Weisen - Die Produktion © Warner Bros. WARNER BROS. Der kommerzielle und kritische Erfolg der ersten Harry Potter-Verfilmung war überwältigend, doch mindestens ebenso spannend wie das Leinwand-Abenteuer selbst ist seine wechselvolle Entstehungsgeschichte. Wie bei Projekten dieser Größenordnung üblich, vergingen mehrere Jahre bis die aufwändige Adaptation des Bestsellers grünes Licht erhielt. Und in dieser Zeit galt es vielerlei Hürden zu meistern, wobei manches Problem rückwirkend amüsant oder sogar absurd erscheint.Ein Buch wird entdeckt © Carlsen Verlag CARLSEN VERLAG Der beschwerliche Weg zum Leinwanddebüt des berühmtesten Zauberlehrlings der Welt begann bereits 1996, als der britische Produzent David Heyman durch eine seiner Mitarbeiterinnen auf das Kinderbuch einer damals noch unbekannten Autorin namens J.K. Rowling aufmerksam gemacht wurde. Heyman war nach eigenen Angaben völlig eingenommen von der Geschichte Harry Potters, und bemühte sich sofort um die Filmrechte. Währenddessen stieg Harrys Marktwert dank der phänomenalen Resonanz auf das Buch explosionsartig an, was die Zahl der konkurrierenden Mitbewerber natürlich erhöhte. Doch Heyman gelang es, die umworbene Autorin für sein Vorhaben zu gewinnen, nicht zuletzt weil er ihr ein Mitspracherecht bei künstlerischen Entscheidungen zusicherte und darüberhinaus versprach, so eng wie möglich an der literarischen Vorlage zu bleiben.Spielberg und andere Zauberer wissen.de Nachdem Heyman dann Warner Bros. als Produktions- und Verleihfirma für sein Projekt gewinnen konnte - die sich im Gegenzug sämtliche Verwertungsrechte am Film sicherten, und vom Besenstiel bis zur Müslischale alle nur denkbaren Harry Potter-Devotionalien lizensieren - setzte sich das berüchtigte Personenkarussell in Gang. Eindeutiger Wunschkanidat für den Regiestuhl war zunächst Steven Spielberg, und tatsächlich war das erwachsene Wunderkind hellauf begeistert von den Harry Potter-Romanen. Denn mittlerweile waren die nächsten Bände der Reihe erschienen, was plötzlich zu einem künstlerischen Konflikt führte: Während Spielberg ein eigenes Originaldrehbuch aus allen bisherigen Potter-Abenteuern zusammenstellen wollte, favorisierten Rowling und Heyman eine werkgetreue Adaption des ersten Bandes. Und da Spielberg nicht gerade in der Notlage ist, jeden Job machen zu müssen, und er ohnehin mit der Fertigstellung von “A.I.” befasst war, musste nun ein neuer Regisseur für “Harry Potter” her.Harry geht nach Hollywood? Daniel Radcliffe bei der Premiere in LondonDaniel Radcliffe bei der Premiere in London dpa Viele klangvolle Namen geisterten während dieser Zeit durch die Presse, und noch fantastischer - oder besser abwegiger - als Personaldiskussionen erscheinen heute einige der dramaturgischen Konszepte. So gab es ernsthaft den Plan, die Figur Harry Potter aus ihrer englischen Heimat an eine amerikanische Highschool zu verpflanzen, was in etwa so sinnig gewesen wäre wie die Einführung des Linksverkehrs in Los Angeles. Die mögliche Reaktion der eingeschworenen Fangemeinde auf einen kalifornischen Zauberlehrling möchte man sich besser gar nicht vorstellen, wahrscheinlich wäre es zu Sitzblockaden vor den Multiplex-Kinos gekommen. Hogwarts sei Dank konnten sich derartig abstruse Ideen nie durchsetzen, und schließlich fanden die Produzenten mit Chris Columbus einen Regie-Routinier, dessen erklärtes Ziel die authentische Wiedergabe des literarischen Textes war. Da Columbus zudem ein produktives Arbeitsverhältnis mit J. K. Rowlings - deren offizieller Segen unermesslich wichtig für die erfolgreiche Vermaktung war - aufbauen konnte, war jetzt endlich die Zeit gekommen, den eigentlichen Film zu besetzen.Buy BritishAn die Entscheidung, ausschließlich an englischen Originalschauplätzen zu drehen, knüpfte sich die ebenso logische wie reizvolle Überlegung mit einem britischen Ensemble zu arbeiten. Auf der Wunschliste von Autorin, Produzent und Regisseur stand die Schauspieler-Elite des Königreichs, und von Robbie Coltrane bis Maggie Smith sagten nahezu alle der prominenten Darsteller ihr Mitwirken zu. Wobei Robbie Coltrane seine Motivation, den überaus populären Riesen Hagrid zu mimen, ganz einfach erklären kann: “Mein Sohn hätte mich umgebracht, wenn ich abgelehnt hätte. Da gab es also gar nichts zu überlegen.” Schwieriger war es da schon, die richtige Besetzung für Harry Potter und seine beiden Mitschüler zu finden. Tausende von Bewerbungsvideos mussten gesichtet werden, obwohl sich Chris Columbus nach Ansicht der Literaturverfilmung “David Copperfield” schon sehr früh für den 11jährigen Daniel Radcliffe als Hauptdarsteller entschieden hatte.Ein hart erarbeites Happy End Harry, Ron und Hermine beim Fürchten© Warner Bros. HARRY, RON UND HERMINE BEIM FÜRCHTENWARNER BROS. Doch Radcliffes Eltern wollten ihrem Sohn den absehbaren Wirbel um seine Person ersparen, und verweigerten daher standhaft ihre Zustimmung. Erst ein zufälliges Zusammentreffen mit Columbus und Heyman während einer Theateraufführung brachte die Wende, und Radcliffe durfte mit elterlicher Erlaubnis die Titelrolle in “Harry Potter und der Stein der Weisen” übernehmen. Die eigentlichen Dreharbeiten verliefen wie so oft bei solch langwierigen Projekten weitesgehend reibungslos, und auch der fertige Film gibt selbstverständlich keinerlei Auskunft über die mühseeligen Vorarbeiten. Filmmachen ist halt doch keine Zauberei. David Kleingers