Stimmt es, dass es in der neuen Rechtschreibung das "ß" nicht mehr gibt?Nein, die neue Rechtschreibung hat das "ß" nicht abgeschafft! Die Verwendung dieses Buchstabens ist nur konsequent vereinheitlicht worden. Nach alter Rechtschreibung hieß es beispielsweise: der Kuß, sie küßten sich, aber: küssen. Ebenso uneinheitlich: lassen, sie läßt oder müssen, er muß, obwohl in all diesen Wörtern die Vokale gleich kurz ausgesprochen werden.Nach der neuen Rechtschreibung folgt auf alle kurz gesprochenen Selbstlaute (Vokale: a, e, i, o, u) und Umlauten (ä, ö, ü) ein "ss". Bei lang gesprochenen Selbst- und Umlauten bleibt es bei der Schreibweise mit "ß". Zwielaute (Diphthonge: au, ei und eu) gelten immer als lang, so dass hier die ß-Schreibung grundsätzlich bestehen bleibt.Ein "ß" steht zum Beispiel in diesen Fällen:Maßnahme, Straße, Fraß, gemäßweiß, heißschließlich, gießen, genießenstoßen, Floß, großFußball, Grüßeusw.Ein "ss" hingegen in:Fass, dassMesswert, essbarwissen, MissverständnisRoss, SchlossNuss, Kuss, ich mussusw. Hat sich auch in Eigennamen und Straßennamen die ß-Schreibung verändert?Überregionale geographische Namen passen sich der reformierten Schreibweise an, so dass es nach der neuen Rechtschreibung "Elsass" oder "Russland" heißt.Bestehende Eigennamen sind weitgehend von den Rechtschreibregeln ausgenommen. Für den Hersteller eines Bieres namens "Schloßbräu" besteht daher keine Verpflichtung, den Markennamen zu ändern. Je nach Art und Herkunft dieses Namens pflegen Eigennamen jedoch langfristig mehr oder weniger den Veränderungen der allgemeinen Orthographie zu folgen.Straßennamen wie "Schloßstraße" oder "Am Roßberg " sind daher die ersten und sichersten Kandidaten für eine Anpassung an die neuen Rechtschreibregeln, so dass diese dann "Schlossstraße" (oder "Schloss-Straße") und "Am Rossberg" geschrieben werden müssten. Allerdings bedarf es bei einer Umwandlung immer der Zustimmung der jeweiligen Kommune.Nur in seltenen Fällen passen sich Personennamen (Nachnamen von Lebenden, Vornamen von Neugeborenen) an Änderungen der Rechtschreibung an. Daher wird es auch weiterhin "Litfaßsäule" (nach ihrem Erfinder Ernst Litfaß) heißen, denn die Namen verstorbener Personen ändern sich heute generell nicht. Und sollte eine Straße beispielsweise nach einer Person namens "Schloßberg" benannt sein, so würde sich in einem solchen Fall die Schreibung ebenfalls nicht verändern. Wie lauten die neuen Trennungen bei "st" und "ck"?Die Grundregeln für die Worttrennung bei "st" und "ck" sind nach der neuen Rechtschreibung viel einfacher als vorher , da man hier nun nach Sprechsilben trennt; also so, wie sich Wörter bei langsamem Sprechen in Silben zerlegen lassen.Dies heißt, dass st-Verbindungen immer getrennt werden können. Außerdem entfällt die früher gültige Regelung, dass "ck" bei der Trennung zu "k-k" wird. Die Konsonantenverbindung fällt nun vollständig in die nächste Zeile:alte Trennung neue TrennungFen - sterFens - terra - stenras - tenSy - stemSys - temNak - kenNa - ckenbak - kenba -ckenStek - kenpferdSte - ckenpferd Welche Schreibungen sind möglich, wenn drei gleiche Buchstaben aufeinander treffen?In zusammengesetzten Wörtern bleiben die Buchstaben der beteiligten Einzelwörter grundsätzlich alle erhalten. Dies hat zur Folge, dass es seit der Rechtschreibreform vermehrt zum Aufeinandertreffen von drei gleichen Vokalen oder Konsonanten kommt.Grundsätzlich können solche Begriffe zusammen oder um der besseren Übersichtlichkeit oder Lesbarkeit halber mit einem Bindestrich geschrieben werden. Dies steht ganz im Ermessen eines jeden Sprachverwenders.Balletttänzer oder Ballett-TänzerSchwimmmeister oder Schwimm-MeisterPralineeei oder Pralinee-EiPappplatten oder Papp-PlattenSeeelefant oder See-ElefantABERDie alternative Schreibung mit einem Bindestrich gilt nur für Hauptwörter (Substantive). Alle anderen Wortklassen, zum Beispiel. Verben oder Adjektive, in denen drei gleiche Buchstaben aufeinander treffen, müssen zusammengeschrieben bleiben:stilllegenhelllila Existiert die Regel, wonach Zahlen unter 12 in Buchstaben, über 12 als Ziffern zu schreiben sind noch?Die frühere Regel lautete, Zahlen unter zwölf auszuschreiben und Zahlen über zwölf in Ziffern zu setzen. Diese alte Buchdruckerregel gilt nicht mehr. In wissenschaftlichen und technischen Darstellungen und Texten aus verwandten Bereichen können alle Zahlen auch im fortlaufenden Text als Ziffern geschrieben werden:Die Montage von 4 Platten erfolgt mit Hilfe von 76 Schrauben.Auch für erzählende Texte ist die Regel aufgehoben worden. Dennoch sollte man hier zumindest die niedrigen Zahlen ausschreiben:Zwei Kinder spielen auf der Straße.Die ausgegrabene Figur war über 850 Jahre alt.FÜGUNGEN mit-jährig/-jährlich-monatig/-monatlich-tägig/-täglich-stündig/-stündlich-malkönnen als ganzes Wort ("fünzigjährig", "achtmonatig", "sechsmal") oder nach neuer Rechtschreibung mit Zahl und Bindestrich ("50-jährig", "8-monatig, "6-mal") geschrieben werden.FÜGUNGEN mit Jahreszahlangaben werden folgendermaßen geschrieben:die Achthundertjahrfeier oder die 800-Jahr-Feierdie Sechzigerjahre oder die 60er-Jahre/60er JahreBei der Schreibung von Zusammensetzungen mit Ziffern und Zahlen wird nach neuer Rechtschreibung ein Bindestrich in folgenden Fällen gesetzt:a) bei der Zusammensetzung von Ziffern mit ganzen Wörtern40-Tonner3/4-Liter-Flasche7:2-Sieg2/3-Mehrheit8-Zylinder5-Jährigerb) bei der Zusammensetzung mit Wortbestandteilen, die anzeigen, dass ein Gegenstand eine bestimmte Größe oder Anzahl besitzt oder umfasst:100-prozentig20-zeilig4-flügelig12-blättrig3-hebig8-silbigc) bei der Zusammensetzung mit einzelnen Zeichen (Buchstaben wie Ziffern wie z.B. chemischen Formelzeichen):x-beliebigCO²-KonzentrationABERKein Bindestrich steht dagegen bei einzelnen Zahlen vor einer Nachsilbe:achtfach/8fach100%igver256fachen1860er20stel Getrennt- und Zusammenschreibung1) Werden Verben mit "zu" zusammen- oder auseinander geschrieben?Die Getrennt- oder Zusammenschreibung solcher Begriffe ist von der entsprechenden Schreibung des Infinitivs abhängig. Da nach der Reform z. B. Fügungen aus zwei Verben auseinander geschrieben werden, schreibt man ihren erweiterten Infinitiv mit "zu" ebenfalls getrennt:kennen lernen => kennen zu lernenliegen lassen => liegen zu lassenspazieren gehen => spazieren zu gehensitzen bleiben=> sitzen zu bleibenGleiches gilt für Verbindungen aus Adjektiv und Verb sowie Partizip II und Verb:bekannt machen => bekannt zu machenvoll packen => voll zu packenzufrieden stellen => zufrieden zu stellengefangen nehmen => gefangen zu nehmenDa Fügungen mit -einander nach der neuen Rechtschreibung immer getrennt geschrieben werden, gilt dies auch für ihren erweiterten Infinitiv:aufeinander treffen => aufeinander zu treffenzueinander kommen => zueinander zu kommenmiteinander gehen => miteinander zu gehenübereinander purzeln => übereinander zu purzelnZusammensetzungen von Partikeln (an-, auf-, aus-, bei-, dabei-, daneben-, fort-, gegen-, herum-, herunter-, hinzu-, mit-, nach-, nieder-, umher-, unter-, vor-, weg-, wieder-, zu-, zusammen-, zwischen-, zurück- uvm.) mit einem Verb werden zusammengeschrieben, folglich auch ihre Erweiterung mit "zu":dazwischenreden => dazwischenzuredenhinzukommen => hinzuzukommenmiteinbeziehen => miteinzubeziehenzurücksenden => zurückzusendenABER: Verbindungen mit sein und werden werden immer auseinander geschrieben:dagegen sein => dagegen zu seininne werden => innne zu werdenvoraus sein => voraus zu sein 2) Wie werden Fügungen geschrieben, die aus einem Hauptwort (Substantiv) und einem Partizip bestehen?Immer wenn der substantivische Bestandteil als Ersatz für eine Wortgruppe steht, d. h. wenn der Satz nicht sinnvoll oder grammatikalisch richtig umgestellt werden kann, ohne einen zusätzlichen Artikel oder eine Präposition zu verwenden, wird die Fügung zusammengeschrieben. Lässt sich die Umstellprobe ohne zusätzliche Ergänzung vornehmen, so muss die Fügung auseinander geschrieben werden.Beispiel:Der Metall verarbeitende Betrieb => Der Betrieb verarbeitet Metall.Ein Glück verheißendes Versprechen => Das Versprechen verheißt Glück.Die Not leidende Bevölkerung => Die Bevölkerung leidet Not.Aber:Er fühlte sich schuldbeladen => Er fühlte sich von/mit Schuld beladen.Ein freudestrahlendes Gesicht => Das Gesicht strahlte vor Freude.objektorientierte Anwendungen => am Objekt orientierte Anwendungen. Wie werden Substantivierungen geschrieben? Wie erkenne ich Substantivierungen?Substantivierungen erkennt man an einem vorausgehenden Artikel (der, die das, ein, eine), Pronomen (dieser, jener,welcher, mein, kein, etwas, nichts, alle, einige u.a.) oder einem unbestimmten Zahlwort (ein paar, genug, viel, wenig u.a.), die sich auf das substantivierte Wort beziehen. Auch Verschmelzungen von Präposition und Artikel ("beim" = "bei + dem"; "im" = "in + dem"; "zum" = "zu + dem") lassen eine Substantivierung erkennen.Das ist das Ausschlaggebende.Dies eignet sich nicht zum Nachmachen.Etwas Interessantes ist immer dabei.Viel Erfolg beim Zubereiten.Sie tat das einzig Richtige.Substantivierungen, die aus zwei Bestandteilen gebildet werden, deren einer Teil ein Verb ist, werden groß und zusammengeschrieben:wir werden alle älter - das Älterwerdenwir kommen heute zusammen - das Zusammenkommenich benutze das Geschirr mit - zum Mitbenutzenich bleibe lieber weg - das Wegbleibenich will die Pizza hier essen - zum Hieressenuvm.Substantivierungen, die aus mehr als zwei Bestandteilen bestehen oder kein Verb beinhalten, werden mit Bindestrich geschrieben, wobei alle substantivischen Bestandteile großgeschrieben werden:das Sowohl-als-auchdas An-den-Haaren-Herbeiziehendas In-den-Tag-Hineinträumendas Entweder-oderuvm. Zeichensetzung: Was hat sich hier durch die Reform geändert?1) Änderungen bei den KommaregelnVon den 58 Kommaregeln, die nach der alten Rechtschreibung gültig waren, sind nach der Reform noch acht verbindlich übrig geblieben. Eine einzige Kommaregel wurde zusätzlich eingeführt.Ziel der Zurücknahme und Liberalisierung der Zeichenregeln war es, dem Schreibenden die Möglichkeit zu geben, einen Text individueller nach dem ihm eigenen Sinngehalt zu strukturieren. Damit nähert sich die Zeichensetzung wieder verstärkt ihrer eigentlichen Aufgabe an, eine kontextabhängige Hilfe für das jeweilige (Lese)Verständnis zu sein.Die nun vorhandenen Wahlmöglichkeit bei der Setzung eines Kommas betreffen:a) Zwischen gleichrangige Sätze, die mit "und", "oder" usw. verbunden sind, kann ein Komma gesetzt werden, um die Gliederung des Satzes und der Aussage deutlicher zu machen (hier musste bisher immer ein Komma gesetzt werden):Sie freute sich über sein Geschenk(,) und darüber war er sehr glücklich.Morgens schlief er lange(,) und die Kollegen fingen bereits mit der Arbeit an.b) Auch bei formelhaften Nebensätzen kann das Komma nun weggelassen werden:Wie oben bereits erwähnt(,) ist dieses Forschungsergebnis äußerst fragwürdig.Ich könnte(,) falls nötig(,) schon morgen kommen.c) Erweiterte Infinitive und Partizipien sowie Adjektivgruppen können durch ein (meist paariges) Komma abgetrennt werden, um die Satzaussage klarer zu strukturieren:Sie nahm sich vor(,) sich nicht unterkriegen zu lassen.Er saß(,) leise vor sich hinsummend(,) vor dem Computer.Durch den Zuspruch ermuntert(,) nahm er die Herausforderung an.d) Es liegt ebenfalls im Ermessen des Schreibenden, ob er aus Gründen der Übersichtlichkeit eine Aussage als Zusatz oder Nachtrag kennzeichnen möchte:Die Miete(,) einschließlich Nebenkosten(,) beträgt 500 Euro.Sie hatte(,) trotz ausdrücklichen Verbotes(,) das Bett verlassen.Wir wollten(,) dem Regen trotzend(,) den Ausflug nicht abbrechen.Der Gründer der Gruppe(,) Paul Weller(,) startet nun eine Solokarriere.Die einzig neue Regel betrifft die Zeichensetzung bei wörtlicher Rede. Wenn die wörtliche Rede mit einem Ausrufezeichen oder einem Fragezeichen abschließt und ein übergeordneter Satz folgt oder weitergeführt wird, so wird nun auch nach dem Ausführungszeichen ein Komma gesetzt:"Bist du aber blöd!", schrie der Nachbarsjunge.Er fragte sie:"Hast du gar kein Mitleid mit mir?", und zog resigniert von dannen. 2) Wird nach einem Doppelpunkt groß oder klein weitergeschrieben?Der Gebrauch eines Doppelpunktes kündigt immer etwas Weiterführendes an. Je nachdem, ob es sich dabei um eine Auflistung handelt oder um einen vollständigen Satz, der z. B. das vorher Gesagte zusammenfasst oder näher erläutert, wird folgendermaßen geschrieben:Für eine Paella braucht man: keine Nudeln, sondern Reis, Safran, Hühnchen, Muscheln, Bohnen und Tomaten.Er bedankte sich ausdrücklich bei diesen Personen: seinem Chef, seiner Kollegin und dem Praktikanten.Wichtiger Hinweis: Wegen Einsturzgefahr ist das Betreten des Gebäudes verboten!Folgt nach einem Doppelpunkt ein vollständiger Satz, so wird nach den neuen Regeln immer groß weitergeschrieben:Folgendes solltest du nie vergessen: Was auch immer geschieht, du kannst dich auf mich verlassen!Durch das Radio kam stündlich diese Meldung: Die Ausfahrt Freiburg-Mitte ist ab 6 Uhr gesperrt, bitte benutzen sie die Ausfahrt Gundelfingen.