Im Zweifel glauben wir an die Heilkraft der Natur: Zum Auskurieren einer Erkältung vertrauen die Deutschen am ehesten auf Hühnersuppe und Kräutertees, wie kürzlich eine Umfrage ergab. Immerhin gut zwei Drittel der Menschen bevorzugen demnach klassische Hausmittel wie Heilkräuter; Medikamente aus der Apotheke dagegen benutzen nur gut die Hälfte. Doch wirken Heilkräuter tatsächlich, oder ist das alles nur Wunschdenken?
Die medizinische Wirkung von Pflanzen ist sogar Tieren bekannt: Kaninchen, Schafe, Menschenaffen, diverse Arten von Insekten - sie alle benutzen von ihren Eltern erlerntes oder genetisch ererbtes Wissen, um sich in der Apotheke der Natur zu bedienen und selbst zu heilen. Heilpflanzen wurden vermutlich schon von Vorläufern des Homo sapiens genutzt. Der Mann vom Tisenjoch, besser bekannt als Ötzi, die über 5.000 Jahre alte Gletschermumie aus der Jungsteinzeit, führte Birkenporlinge mit sich; vermutlich als Heilmittel.
Schon im Altertum
Auch Schriften babylonischer, altägyptischer, indischer und chinesischer Gelehrter berichten über die heilende Wirkung verschiedener Pflanzen, sogar über den ausdrücklichen Anbau von Heilkräutern. Der griechische Arzt Pedanios Dioskurides beschrieb vor 2.000 Jahren zahlreiche Heilpflanzen und ihre Anwendungen, ebenso wie der römische Gelehrte Plinius der Ältere. Tausend Jahre alte Medizinbücher des Orients berichten über den Zusammenhang zwischen Nahrung und Arznei.

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Im Mittelalter bauten Klostermönche überall in Europa Heilpflanzen an. Der spanisch-arabische Botaniker Abu Muhamed beschrieb im 13. Jahrhundert über 1.400 pflanzliche Heilmittel und Rezepturen. Der deutsche Mediziner Leonard Fuchs veröffentlichte 1543 mit dem New Kreüterbuch eines der wichtigsten Kräuterbücher in deutscher Sprache, in dem er hunderte von europäischen und exotischen Arzneipflanzen und ihre Wirkung beschreibt.