Tanja Dückers’ großer Roman. bücher sprach mit der Autorin darüber, warum eine ganze Generation ihre Eltern hasst.

Und wenn es um Generationen geht, geht es ja in Deutschland immer um Abgründe und Vorwürfe: Eine Generation macht die andere fertig. Dückers sagt: »Ich finde das einen unsinnigen Konkurrenzkampf zwischen den Generationen, speziell der Vorwurf der Oberflächlichkeit. Existenzialphilosophisch ausgedrückt: Das Leben ist immer schwierig, egal ob man ‘ne schicke Couch zu Hause hat oder nicht. Das ist materialistisch gedacht, nur weil man nicht in einer ausgebombten Wohnung sitzt, würde Leben jetzt leicht sein.« So leicht macht sie es sich nicht in ihrem neuen Buch »Der längste Tag«. Hier gibt es keine klaren Fronten, bloß zwei Generationen, die einander fremd sind: Paul Kadereit (Aufbaugeneration), ein Zoologe und Reptilien-Freak mit der lebenslang ungelebten Sehnsucht nach »Amerika«, seinem Traumland, stirbt. Das Buch berichtet, wie die fünf Kinder des nahezu autistischen Mannes, der sich regelrecht in seiner Terrarien-Welt verkriecht, auf seinen Tod reagieren.
Generationen, das ist Dückers’ Thema, seit sie sich vom Ruf emanzipiert hat, die »Stimme der Subkultur« (Berliner Morgenpost) zu sein. »Subkultur« – das hieß bei vielen »Spaß«. Und »Spaß« gleich »Spaßkultur«. Also gar keine Kultur. Davon ist sie lange weg. Schon in »Himmelskörper«, ihrem größten Erfolg, ging es um eine Meteorologin, die in der Vergangenheit ihrer Familie wühlt. Kein Spaß. Jetzt wieder. »Es ist der Versuch eines Generationenporträts, um die Unterschiede zwischen der so genannten Gründer- und Aufbaugeneration und der, die so gern als hedonistische Generation bezeichnet wird.«