Deutschland wurde durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs geteilt. Die Teilung ergab sich aus den unüberbrückbaren Gegensätzen zwischen den Westmächten und der Sowjetunion, die bald nach Kriegsende aufbrachen. Anfangs hielten die meisten Deutschen die Teilung für vorübergehend. Die Wiedervereinigung wurde als Staatsziel in das Grundgesetz der Bundesrepublik aufgenommen, und die erste Verfassung der DDR erklärte Deutschland für unteilbar. Der Volksaufstand des 17. Juni 1953 zeigte jedoch deutlich, dass eine Wiedervereinigung unter den Rahmenbedingungen der Konfrontation zweier Machtblöcke im Kalten Krieg nicht möglich war. Dieser Tag sollte in Westdeutschland zum "Tag der deutschen Einheit" werden.
Teilung unerwünscht?
Obwohl in der Bundesrepublik Deutschland der 17. Juni am 4. August 1953 als "Tag der deutschen Einheit" zum gesetzlichen Feiertag erklärt wude, verblasste mit dem wachsenden Wohlstand und der Einbindung in das westliche Bündnissystemin der Bundesrepublik in der Folgezeit der Gedanke an die "Brüder und Schwestern im Osten". Mehr noch: Immer häufiger wurde die Wiedervereinigung für unmöglich, ja für unerwünscht erklärt. Politiker und Publizisten vor allem des linken Spektrums meinten, die deutscheTeilung sei notwendig für den Frieden in Europa oder das Volk der DDR wünsche gar keine Wiedervereinigung. In der DDR war es gerade umgekehrt. Die DDR-Bürger maßen ihre Situation, vor allem die wirtschaftliche, an den Verhältnissen in der Bundesrepublik. Zwar hoffte kaum jemand auf Wiedervereinigung, weil das außerhalb jeder realistischen Erwartung lag, aber von einem gleichgültigen Verhältnis zum andern Teil Deutschlands, wie es im Westen so verbreitet war, konnte keine Rede sein.
Die Wiedervereinigung - ein Volksfest

Erst in der Rückschau wird heute erkennbar, welche Voraussetzungen zusammenkommen mussten, um die Wiedervereinigung zu realisieren.
Der Zerfallsprozess des Kommunismus wurde zwar nicht durch die Reformpolitik Michail Gorbatschows ausgelöst, aber von ihr beschleunigt. Gorbatschow ließ eine bis dahin undenkbare Lockerung der Blockdisziplin zu und gab schließlich zu erkennen, dass sich die Sowjetunion nicht in die inneren Angelegenheiten der "Bruderländer" einzumischen gedachte. So kam es, dass die Parteiführungen der Blockstaaten - mit Ausnahme der rumänischen - 1989/ 90 den demokratischen Kräften fast widerstandslos das Feld räumten.
Das war auch in der DDR der Fall, aber hier kam etwas Besonderes hinzu: Die DDR war kein Nationalstaat. Ungarn blieb Ungarn, Polen blieb Polen, gleichgültig wer dort regierte. Die DDR existierte nur kraft der von der UdSSR gestützten Diktatur der SED. Sie war von der großen Mehrheit der Bevölkerung niemals als ihr Staat akzeptiert worden.
Die Grenzen sind offen

1.Juni 1990: Kurt Körner (63) hält 1000 DM in der Hand. Er war einer der ersten, die im Zuge der Währungsunion ihr Geld tauschten. Körner möchte es für die Beerdigung seiner Frau ausgeben, die kürzlich verstarb.
Corbis-Bettmann, New York
Die nationale Einheit wurde am 3. Oktober 1990 formell wieder hergestellt. Der Tag der deutschen Einheit wird fortan an diese epochale Zäsur erinnern.