Der Literaturnobelpreis ist nach exakt zehn Jahren wieder an Deutschland gegangen. Doch während 1999 das deutsche Literatur-Urgestein Günter Grass endlich die begehrte Auszeichung zugesprochen bekam, hat sich die Königlich-Schwedische Akademie in Stockholm dieses Mal für eine deutlich unbekanntere Autorin entschieden: für die 56-jährige deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller. Insider - wie zum Beispiel die Kunden des Wettbüros Ladbrokes in London - hatten die Dichterin jedoch bereits als Favoritin gehandelt.
"Landschaften der Heimatlosigkeit"

Herta Müller schreibt gegen das Vergessen. Sie ist Chronistin der totalitären Regime der Gegenwart
1953 im deutschsprachigen Nitzkydorf in Rumänien geboren, gehörte Herta Müller von Geburt an einer kleinen Minderheit in einem diktatorischen Regime an: und zwar den Banatdeutschen im totalitären Rumänien Ceausescus. Diese Gruppe hatte nach dem Zweiten Weltkrieg für die Kriegsverbrechen Nazi-Deutschlands schwer büßen müssen und war zu großen Teilen in sowjetische Gefangenenlager deportiert worden. So auch Herta Müllers Mutter. Deren bedrückende Erinnerungen an das jahrelange Leid in ukrainischer Gefangenschaft sind eingeflossen in Herta Müllers erst 2009 erschienenen Roman "Atemschaukel". Er gilt als bisheriger Höhepunkt im literarischen Schaffen der Künstlerin und ist im Übrigen auch für den Deutschen Buchpreis 2009 nominiert.