Wenn auf offener Straße Unrecht geschieht, geht es immer öfter den Mächtigen an den Kragen. Per Smartphone finden Bilder, Filme, Geschichten in Echtzeit den Weg in soziale Netzwerke. Wackelige Filme und schiefe Bilder zeigen demonstrierende Menschenmassen, dokumentieren Polizeiübergriffe, Giftgasattacken, Wunden, Tote. Soziale Netzwerke umgehen die Pressezensur, bringen aufgebrachte Menschen zusammen und erleichtern die Organisation von Protesten. Immer öfter fällt der Begriff „Facebook-Revolution“. Wie weit reicht die Macht der Netzaktivisten?

Der ermorderte Blogger ist eine der Symbolfiguren der ägyptischen Revolution.
Picture-Alliance GmbH, Frankfurt/Hatem Walid
Wie sehr Netzaktivisten wie diese Facebook-Gruppe Präsident Mubarak in Bedrängnis bringen, zeigt sich am 27. Januar – zwei Tage nach Beginn der Massenkundgebungen am Tahrir-Platz lässt Mubarak Internet und Mobilfunknetze abschalten. So will die Regierung verhindern, dass sich die Demonstranten organisieren und austauschen.
Den Diktator austricksen
Die drastische Maßnahme nützt dem Präsidenten wenig. Findige Köpfe unter den Protestierenden kramen ihre alten 90er-Jahre-Modems wieder hervor und wählen sich mit der Unterstützung von Aktivisten im Ausland per Festnetz über ausländische Telefonnummern ins Netz, andere rufen, ebenfalls per Festnetz, bei Sympathisanten im Ausland an und geben aktuelle Meldungen für Twitter durch. Zehntausende im ganzen Land hören nicht mehr auf zu protestieren, bis der ungeliebte Staatspräsident zwei Wochen später – nach fast 30 Jahren an der Macht – aus dem Amt verjagt ist.